Nach 20jähriger sportlicher Zugehörigkeit nach Baden-Württemberg, schlossen sich auch die Basketballer des TSV Lindau 1975 wieder dem Bayerischen Basketball-Verband an.

Dass in Bayern sportlich ein anderer Wind weht, bekamen die Lindauer Korbjäger bereits in der ersten Saison zu spüren. Mit Oberstdorf, Kottern, Sonthofen, Kaufbeuren und Memmingen hatte man es mit dicken Brocken zu tun. Trotzdem gelang gleich in der ersten Saison 1975/76 in Bayern hinter Oberstdorf ein beachtlicher zweiter Platz in der Kreisliga Schwaben Süd. Und auch im Nachwuchsbereich zeigten die Lindauer einen Einstand nach Mass. Die Junioren holten sensationell den Titel eines Bayerischen Vizemeisters. Damals spielten Herman Hodrus, Rainer Fürhaupter, Uli Krieger, Jürgen Chupik, Jochen Büttner, Gerald Vögel und Jörg Hopfmann für die Farben des TSV.

Auch in den folgenden Jahren konnte die erste Herrenmannschaft in Schwaben ausgezeichnet mithalten und belegte ständig Plätze unter den ersten drei. Ein Höhepunkt in der Geschichte des Lindauer Basketballs war der Besuch einer spanischen Erstliga-Mannschaft aus Barcelona im August 1980. Die Spanier waren gleich mit zwei Bussen und eigenen Masseuren zu einem Freundschaftsspiel angereist. Die Lindauer zeigten ihr wohl bestes Spiel in der Geschichte der Abteilung. Gegen einen in allen Belangen überlegenen Gegner unterlagen die Einheimischen nach einem tollen, hochklassigen Spiel nur mit 52:62.

In der Kreisliga hatten es die Lindauer jetzt auch mit Mannschaften aus Füssen und Bregenz zu tun. Die Saison 1981/82 hatte es in sich. Erstmals mischten die US-Chargers vom Fliegerhorst Memmingerberg mit. Die Spiele gegen die Amis waren regelmäßig Höhepunkte der Saison. Auch 1982 war dies der Fall, als die Lindauer hinter den Amis, jeweils nur ganz knapp geschlagen, den zweiten Platz belegten. Unvergessen wird den Lindauer Basketballern nur ein paar Jahre später der Anblick der langen Kerls aus dem Mutterland des Basketballs bleiben, als diese nach ihrer einzigen Niederlage in Lindau weinend in der Kabine saßen. Und auch eine handfeste Schlägerei gehört zur Geschichte der Spiele zwischen den Amis und den Lindauern. Positive Erinnerungen gibts natürlich auch. Lange Jahre versorgte der Coach der Amerikaner, Mr. Patterson, die Lindauer Basketballer mit amerikanischen Basketball-schuhen.

Jürgen Chupik schrieb in dieser Saison Basketball-Geschichte, als er mit 484 Punkten in der laufenden Saison bester Korbwerfer aller bayerischer Ligen (einschließlich Bundesliga) war.

Erstmals mischte jetzt auch wieder eine Lindauer Damen-Mannschaft mit. Spielertrainerin Conny Hauptmann versammelte ein schlagkräftiges Team um sich. Die Lindauer Mädels holten gleich in ihrer ersten Saison hinter Günzburg die Vizemeisterschaft in der Bezirksliga Schwaben. Ein toller Erfolg! Für den TSV spielten Marion und Marina Gärber, Gabi Fink, Bärbel Mussack, Sabine Wiesotzki, Ute Reiter, Corinna Gradek und Rita Kreitmeir. Conny Hauptmann holte sich ebenfalls den Titel der besten Werferin mit 252 Punkten.

Bei den Herren bot Heiner Götz sein Debut, nachdem Rainer Fürhaupter den TSV bereits 1987 Richtung SG München verlassen hatte.

Im August 1981 feierte der langjährige Boss der Lindauer Basketballer, Erhard Hauptmann, seinen 60. Geburtstag. Der „Oldie“, wie sie ihn liebevoll nannten, prägte die Geschichte des Lindauer Basketballs in dieser Zeit wie kein Zweiter. Kein Weg war ihm zu weit, kein Einsatz zu groß für seine Basketballer. Unvergessen, die vielen Feiern nach den Auswärtsspielen bei Hauptmanns, wo man bis spät in die Nacht Siege feierte und Niederlagen revuepassieren ließ. Sein „jetzt gemmer hoim“ zu früher Morgenstunde im Pfannenweg wird vielen unvergessen bleiben. Überhaupt waren die Basketballer stets eine sehr gesellige Abteilung. Bei keinem TSV-Faschingsball und bei keiner TSV-Weihnachtsfeier fehlten die Korbjäger.

Überschattet wurde die Saison 1982 vom tragischen Unfalltod des langjährigen Mitspielers Bernd Reismann. Der „Koile“ starb auf der Fahrt zum Studium nach München bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall. Bernd war bei den Basketballern ungemein beliebt und hinterließ eine große Lücke. Auch die folgenden Jahre waren schwer für die Lindauer. Spielertrainer Heiner Götz verließ Lindau aus beruflichen Gründen und auch bei den Damen ging nicht mehr viel zusammen, da Conny Hauptmann den Verein Richtung München verließ. Als dann im Oktober 1983 Erhard Hauptmann nach einer harmlosen Operation völlig überraschend verstarb, schien es mit den Basketballern endgültig zu Ende zu gehen. Aber die neue Abteilungsleiterin Angelika Rundel brachte die Basketballer wieder auf Erfolgskurs. Immer wieder waren es auch ausländische Spieler, die den TSV auf die Siegerstraße begleiteten - ein Beweis dafür, dass Sport wirklich Völker verbindet. Ein paar Namen seien hier stellvertretend für viele genannt: Michel Ingouf (Franfkreich), André Birn (Polen), Marco Manetta (Italien), Momo Nabih (Marokko) und Gruno Issek (Jugoslawien).

Auch sportlich ging es nun wieder steil bergauf bei den Herren. Hermann Hodrus, nun wieder beruflich in die Nähe Lindaus zurückgekehrt, übernahm als Spielertrainer das Heft. Immer wieder waren es auch wieder junge Talende wie Gerald Gerner, Hans-Peter Metzler, Michael Brüchle, Volker und Dieter Mahren, Peter Göser und Klaus Moon, die mit Erfolg in die erste Mannschaft eingebaut werden konnten.

Auch bei den Damen konnte der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden, wenn auch grosse Erfolge Mangelware blieben.

Ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte der Abteilung war der Besuch der tschechischen Erstliga-Herrenmannschaft Amu Prag. Das Spiel gegen die Prager wurde nur knapp mit 71:85 verloren. Aber wo Höhepunkte sind, sind meist auch Tiefs nicht weit. Hermann Hodrus verließ Lindau und so konnten die Herren 1988/89 erstmals nach über 20 Jahren keine Mannschaft melden.

Das änderte sich aber bereits im nächsten Jahr wieder, als sich zu den alten Haudegen mit Trainer Heribert Hostenkamp, Karl-Heinz Euringer, Reinhard Steiner, Wilfried Vögel und Jürgen Chupik wieder einige junge Spieler gesellten. In diesem Jahr fand auch das Debüt des jungen Toralf Engel aus den neuen Bundesländern statt, der mit seinem Gardemaß von 2,03 m für die Luftüberlegenheit unter den Körben sorgen sollte. Mit ihm holten die Lindauer auf Anhieb sensationell den Meistertitel. Trotzdem wagte man damals nicht den Sprung in die höhere Liga, der sehr weite Auswärtsfahrten notwendig gemacht hätte.

Eine erneute Renaissance erlebten die Basketballer in der Saison 1991/92, als Spielertrainer Manfred Heißenstein zu den Lindauer stieß. Er hatte nicht nur sportlich mit einer ganzen Menge Bundesliga-Erfahrung viel zu bieten sondern zeigte auch menschlich und kameradschaftlich grosse Klasse. In dieser Saison reichte es aber „nur“ zur Vizemeisterschaft. Ab der Saison 1992/93 übernahm Rosi Wetzel die Leitung der Abteilung. Bei den Herren kamen Michael von Ruepprecht, Gruno Issek und Martin Poost neu ins Team. Und es war wieder eine erfolgreiche Saison: erneut wurden die Lindauer Basketballer Meister. Und auch die Jugend erlebte einen Zulauf, wie es ihn nie zuvor gab. Fernsehübertragungen aus der amerikanischen Profil-Liga NBA sind der Renner unter den Kids und jeder fühlte sich schon bald wie ein kleiner Michael Jordan oder Detlef Schrempf.

1995/96 holten die Basketballer erneut den Meistertitel. Danach zeichnete sich aber ein Generationswechsel ab. Wilfried Vögel, der 25 Jahre lang das Trikot der ersten Mannschaft getragen hatte, hängte die Basketballstiefel ebenso an den Nagel wie Heribert Hostenkamp, Reinhard Steiner und Jürgen Chupik - vier Spieler die eine Generation lang den Basketballsport in Lindau geprägt haben. Junge Spieler wie Florian Ilgen, Sebastian Holz und einige andere konnten diese Lücke aber wieder schnell schließen. Ein Neuanfang, der es in sich hatte. Denn 1998 wagten die Lindauer - jetzt unter der neuen jungen Abteilungsleiterin Melanie Zückert, - mit Erfolg den Aufstieg in die Bezirksklasse, schafften 1999 sogar den Durchmarsch bis in die Bezirksliga, wo es allerdings sehr schwer sein dürfte, auf Dauer ganz oben mitzumischen.

Wilfried Vögel